Bericht zu den Wandertagen in der Fränkischen Schweiz vom 2.9.–7.9.2018

Schwäbischer Albverein Ortsgruppe Markgröningen


1.Tag
Die Spannung und Vorfreude war groß, als sich unsere Gruppe  am 2.9. zu unseren diesjährigen Wandertagen aufmachte. Vorab hatten wir bereits einige Informationen erhalten und waren nun neugierig auf unsere Wanderungen und  auf das Hotel. Ein erstes Highlight war unser toller Bus! Üblicherweise fährt  damit der Basketballverein  Brose Bamberg, der schon neun Mal Deutscher Meister wurde, und nun brachte uns der Chef des Reiseunternehmens mit diesem Luxusbus souverän in 3,5 Stunden nach Veilbronn.
Pünktlich um 12.30 Uhr erreichten wir unser Hotel und durften unsere Koffer dem Hotelpersonal überlassen und gleich zu einem „kleinen Buffet“ gehen. Auch hier gab es eine große Überraschung, denn das kleine Buffet war gar nicht so klein und dazu noch sehr gut!
Eine Ruhepause zum Kofferauspacken war noch drin, ehe wir uns um 15.00 Uhr zur ersten Wanderung vor dem Hotel sammelten. Los ging es, gleich hinter dem Hotel, zuerst steil, dann gemächlich am Mathelbach entlang  und weiter ins Naturschutzgebiet Leidingshofer Tal. Hier erwartete uns schon wieder eine Überraschung, denn unverhofft umgaben uns steile  Felswände.  Beim Eintritt in den Wald verengte sich der Weg allmählich zu einem Pfad, der zwischen Felsen steil anstieg. Unwillkürlich fielen mir in dieser Umgebung die Märchenkinder Hänsel und Gretel  ein. Buchen, Linden und  Ahorn wachsen am  Steilhang, Salamander und Uhus leben hier.
1986 wurde das Leidingshofer Tal als Naturschutzgebiet ausgewiesen, um das schluchtartige Juratal zu schützen. Oben angekommen, kamen wir in freies Gelände und  wanderten  auf Wiesenwegen weiter zum Veilbronner Pavillon. Dort genossen wir ausgiebig die schöne Aussicht.
Beim  Abstieg nach Veilbronn führte unser Weg  zu unserer Freude an einer munteren  und neugierigen Ziegenherde vorbei, und bald danach waren wir wieder am Hotel. Dort gab es ein Kompliment für alle, die diese kleine, aber schöne und anspruchsvolle Tour mitgemacht hatten.
Als wir gegen 18.30 Uhr in den freundlich eingerichteten Speisesaal kamen, erwartete uns ein opulentes und hervorragendes  Fünf-Gänge-Menu. Schon die Vorspeisenauswahl  bertraf unsere kühnsten Erwartungen und bei jeder Mahlzeit hätte man wirklich den bekannten schwäbischen  Ausspruch wiederholen können: „O, wenn no mei Buckel au Bauch wär!“

2.Tag
Nach einem köstlichen und ausgiebigen Frühstück trafen wir uns 9.00 Uhr wieder vor dem Hotel. Unser Wanderziel war das etwa 4 km entfernte Heiligenstadt. Im Gegensatz zum Vortag präsentierte sich die Landschaft an diesem Morgen nebelverhangen und feucht. Regen hing in der Luft.
Zunächst gingen wir am Schulmühlbach entlang und  kamen bald zur Schulmühle. In dieser Mühle  betreibt eine Frau eine Brennerei,  die sich in diesem Metier als einzige  Frau unter  300 Männern in der ganzen Umgebung erfolgreich behauptet. Wir verweilten aber nicht, sondern folgten dem Weg zum Sigritzer Brunnen. Dessen Wasser  tritt als Karstquelle aus dem Teichgrund aus. Wenig später zweigten wir ins Werntal ab. Leicht bergauf ging es nun durch den Laubwald bis zur Wernquelle, die sich  aufgrund der Bodenbeschaffenheit bei starken  Niederschlägen plötzlich entleeren  und die Talwiesen unter Wasser setzen kann. Weil  nun Regen einsetzte, liefen wir zügig  weiter zum Pavillon oberhalb von Heiligenstadt,  unserem Treffpunkt mit weiteren Mitgliedern unserer Reisegruppe. Kaum waren wir dort angekommen, begann es wie aus Kübeln zu schütten und es sah auch nicht so aus, als ob der Regen bald aufhören würde! Was nun, war die große Frage?
Noch während des allgemeinen Beratens erschien plötzlich ein Kleinbus vor der Schutzhütte. Sofort reagierte unsere Reiseleiterin und sprach den Fahrer an, der ganz selbstverständlich bereit war, uns aus der Patsche zu helfen. Es  bedurfte mehrerer Fahrten mit dem Bürgerbus, uns alle nach Heiligenstadt zu bringen. Dort bedankten wir uns herzlich bei dem freundlichen Mann, der  für uns zum Schutzengel geworden war.

Zunächst retteten wir uns vor dem Regen, indem wir eine Mittagsrast in einem guten Gasthaus am Marktplatz einlegten. Anschließend  besichtigten wir die sehr sehenswerte  St. Veit und St. Michaelskirche, die  mit der über und über bemalten Kassettenholzdecke, der Empore mit biblischen Szenenbildern und der barocken Kanzel außergewöhnliche Kostbarkeiten besitzt, die man in einem 1300 Seelen-Ort nicht gerade erwartet.
Als wir Heiligenstadt verließen und an der sanft sich durchs Tal schlängelnden Leinleiter entlang wanderten, regnete es noch immer. Doch in der Nähe von Tranitz lockerte der Himmel auf,  die Sonne brach durch die Wolken und so kamen wir bei Sonnenschein wieder zum Hotel zurück. Dort  nutzten viele von uns den großzügig angelegten  Wellnessbereich mit Schwimmbad, Saunen und Ruhebereichen. Andere ruhten sich aus oder gingen noch spazieren, bevor wir uns wieder zum üppigen Abendessen im Speisesaal trafen. Wer wollte, konnte danach noch die Kellerbar besuchen.

3.Tag
Der dritte Tag stand ganz unter dem Thema Bier. In einer Gegend, in der es weltweit die meisten Brauereien, Metzgereien und Bäckereien  gibt, kommt man am Bier einfach nicht vorbei und so starteten wir vom Hotel aus zur Brauereitour. Bald erreichten wir den Weiler Leidingshof, der wie 23 andere kleine Flecken zum Markt Heiligenstadt gehört. Bis zum Ort Wüstenstein wanderten wir auf Feldwegen in freiem Gelände.

Lange Zeit begleitete uns der Anblick der auf der Höhe gelegenen gotischen Martinskirche. Die steile und schlechte Treppe nahe der Kirche, die als ursprünglicher Wanderweg  ausgezeichnet ist, mieden wir und nahmen dafür den Abstieg ins Aufseßtal  entlang der Straße in Kauf.  Zunächst war der Weg entlang der Aufseß eben und gemütlich. Später pilgerten wir  abseits vom Bach im Wald bald auf, bald ab bis zum hübschen Ort Aufseß, über dem  die Schlösser Oberaufseß, Unteraufseß  und die Kirche thronen.  Unter dem Schutz der Herren von Aufseß kamen einst jüdische Bürger in den Ort, die ersten schon im 14. Jahrhundert.  Noch heute zeugt  ein jüdischer Friedhof von jüdischen Leben. Hier, im Ort mit den meisten Brauereien, kehrten wir im Brauereigasthof Rothenbach ein. Schon in der achten Generation werden im Gasthof zum zünftigen Essen eigene, sehr wohlschmeckende Biere angeboten. Wir haben beides probiert und für gut befunden!
Zurück nach Veilbronn ging es mit dem Sammeltaxi. Dort konnten wir die freie Zeit bis zum fürstlichen Abendessen  nach Belieben im Wellnessbereich, in der Bar oder in der Natur draußen verbringen.

4. Tag
Mit dem Luxusbus der Basketballer wurden wir um 9.00 Uhr vor dem Hotel abgeholt und nach Bayreuth gefahren.  Dort empfing  uns unsere Stadtführerin eine Stunde später ganz in der Nähe des  durch Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth  erbauten Barocktheaters. Die  Schwester Friedrichs des Großen  ließ das prunkvolle Gebäude anlässlich der Hochzeit ihrer einzigen Tochter mit Herzog Carl Eugen von Württemberg im Jahr 1748 errichten. Im Jahr  2012 wurde das Gebäude von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben  und  seitdem originalgetreu restauriert. Seit 2018 finden hier wieder Musik- und Theateraufführungen statt.
Während Bayreuth im Mittelalter als Handelsstation an der alten Fernhandelsstraße  via imperii,  die von Leipzig nach Verona führte, bereits eine gewisse Bedeutung besaß, fiel es später in einen Dämmerschlaf. Das änderte sich, als die Burggrafen von Nürnberg beschlossen, ihre  Residenz nach Bayreuth zu verlegen. Aber erst im 18. Jahrhundert,  unter Markgräfin Wilhelmine und ihrem Ehemann Friedrich,  erstrahlte Bayreuth in  fürstlichem Glanz.



Die Markgräfin förderte nicht nur Kunst und Kultur, sie ließ auch etliche Schlösser mit herrlichen Parkanlagen errichten, die das Stadtbild noch immer prägen. Besonders  hervorzuheben ist das Neue Schloss mit dem Hofgarten, das 1758 im Todesjahr von Wilhelmine fast fertig gestellt war. Mehr als 100 Jahre später, von 1871 – 1882 lebte Richard Wagner, der Begründer der Bayreuther Festspiele, in der Stadt. Jedes Jahr werden in dem von ihm geplanten Festspielhaus auf dem grünen Hügel  ausschließlich seine Werke aufgeführt. Diese weltweit bekannten Aufführungen seiner Opern in den Monaten Juli und August sind für Bayreuth von großer Bedeutung.  Zur Festspielzeit reisen jährlich etwa 60 000 Besucher an, eine Herausforderung für eine Stadt, die knapp 74 000 Einwohner zählt.
Wagner ist in Bayreuth noch immer allgegenwärtig. In der  Maximilianstraße erinnern mehrere Skulpturen an ihn und nahe der Villa Wahnfried befinden sich  das Wagnermuseum  und  sein schlichtes Grab, zu dem an seinem Todestag viele Bewunderer pilgern.
Obwohl Frau Schmidt wunderbar erzählen konnte, war  unsere Aufnahmekapazität nach zwei Stunden Führung durch die Stadt, die auch die Stadtkirche und das alte Schloss beinhaltete,  erschöpft. Gerne begaben wir uns zum historischen Gasthaus Oskar, in dem wir uns das vorbestellte Essen munden ließen.
Vom Lokal aus ging es anschließend zum zentralen Busbahnhof und mit dem Bus zur Eremitage, die etwas außerhalb Bayreuths liegt. Begründet wurde sie  von Markgraf Christian Ernst als Jagd- und Tiergarten. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie allerdings Markgräfin  Wilhelmine, die die Anlage entsprechend ihren Wünschen ausbauen ließ. So ließ sie das „Neue Schloss“, einen Rokokobau,  errichten, daneben den  Sonnentempel  mit vergoldetem  Apollo und die Orangerie. Auch der Garten und die Wasserspiele wurden im Rokokostil gestaltet. Im chinesischen Spiegelkabinett des Neuen Schlosses schrieb die Markgräfin ihre berühmten Memoiren.
Wir verbrachten gute zwei Stunden in der Eremitage, ehe wir wieder vom Bus abgeholt und nach Veilbronn zurück gebracht wurden.
Dort erwarteten uns nach einem ausgiebigen und guten Abendessen noch drei Stunden Tanz und Musik. Allerdings dauerte es ein bisschen, ehe  nach der Polonaise die Anwesenden auftauten. Dann aber ging die Post so richtig ab. Selbst die jungen Damen vom Personal, die uns bedienten, legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Später trauten sich sogar die Gäste, die noch im Speisesaal weilten, nach den flotten Rhythmen des Musikers zu tanzen. Bewundernd stellte ich fest, dass auch unsere Senioren lebhaft mitmachten und bis zum Schluss durchhielten. Chapeau! kann man da nur sagen.

5.Tag
Unsere letzte Wanderung, die wir wieder vom Hotel aus starteten, begann gleich mit einem deftigen Aufstieg. Überwiegend durch Laubwald ging  es zunächst auf dem Heinrich-Uhl- Weg, später auch auf dem  Frankenweg am Fichtholz vorbei zum Störnhofer Berg und weiter in Richtung Büchenlohe zum Hummersteig. Der Hummerstein ist ein markanter Aussichtsfelsen oberhalb von Gasseldorf, von dem aus man einen herrlichen Blick ins Leinleiter- und Wiesenttal hat.
Obwohl es  auf der Strecke bis zum Hummerstein immer wieder Anstiege und Abstiege gab,  kamen wir schneller voran als erwartet und so gab es am Hummerstein eine sehr zeitige Mittagspause, die die einen auf der Bank in der Sonne, andere lieber im Schatten der Bäume verbrachten.

Als wir nach einem ziemlich steilen Abstieg in Gasseldorf ankamen, machten wir Rast bei der kleinen Marienkapelle am Ortsanfang. Wie vorher angeboten worden war, wurden einige unserer Teilnehmer per Auto abgeholt und zum Hotel gefahren.
Der folgende Teil der Wanderung, der bequem an der Leinleiter entlang führte, entpuppte sich als weniger kräftezehrend als der erste Teil, zumal wir in Leinleiter eine kleine Kaffeepause im örtlichen Dorfladen einlegten.
Für die Dörfler ist der Dorfladen nicht nur Einkaufszentrum, sondern auch Begegnungsstätte, wie wir feststellen konnten.  „So viele Leute haben wir hier drin noch nie gesehen“ meinte ein Kunde, als er sich in die Schlange der Wartenden einreihen musste. Auf dem  letzten Teil des Weges bis Veilbronn drohte ein Gewitter, von dem wir aber verschont blieben. Rechtschaffen müde kamen wir nach 14 km Wegstrecke und über 600 m Höhengewinn in Veilbronn an, um uns zunächst auszuruhen und dann ein letztes Mal das feudale Abendessen zu genießen.  Ein großes Kompliment an eine unserer Damen, die mit über 80 Jahren diese ganze Wanderung mitmachte!!!

6. Tag Abreisetag und Abschied
Was gibt es da noch zu sagen? Nach einer Wanderwoche mit Superlativen war es recht still im Bus, als wir wieder auf dem Weg nach Markgröningen waren! Jeder hing wohl seinen Gedanken nach und durchlebte noch einmal die schöne Zeit, die uns geschenkt wurde, weil sich zwei unserer Mitglieder so sehr für uns engagiert hatten!
Es ist wesentlich  leichter, eine solche Reise für jüngere Leute zu gestalten, weil gesundheitliche Einschränkungen noch keine Rolle spielen. Viel mehr Einfühlungsvermögen ist erforderlich,  die berechtigten Bedürfnisse unserer älteren Teilnehmer wahrzunehmen und zu berücksichtigen und damit steigt der Aufwand für die Vorbereitungen.
Darum sei Euch beiden, Annemie und Rolf, sehr herzlich für alle Eure Mühe und Planung gedankt, die Ihr als Wanderführerin und Wanderführer auf Euch genommen habt. Danke auch an Roswitha, Dieter und Hermann, die mit ihren Autos wieder so hilfreich als Fahrdienst unterwegs waren. Danke auch an die Fahrer des Omnibusunternehmens für ihre sichere und gute Fahrweise. Danken dürfen wir zudem auch allen, die uns im Hotel so zuvorkommend und freundlich versorgten! Gerne würden wir wieder kommen!
Anmerkung zum Schluss: Übrigens kamen wir pünktlich und wohlbehalten um 13.30 Uhr in Markgröningen an.   C.W.